Krankheiten ausgelöst durch Infektionen mit Viren und Bakterien

Kommen wir wohl zu den seltensten Krankheiten im Bereich der Kübelpflanzen, aber zu dem Bereich, der im kommerziellen Anbau die meisten Verluste und Schäden hervorruft. Jedes Jahr müssen weltweit aufgrund von Virenerkrankungen Millionen von Pflanzen ersetzt werden, weil eine Behandlung von Vireninfektionen nícht oder noch nicht möglich ist. Daher ist dieser Abschnitt wohl eher rein informativ, als Diagnostisch zu sehen, weil eben für uns als Kleinkultivatoren dieser Umstand nur selten betrifft. Die meisten Pflanzen aus Fachbetrieben sind gesund und mit zertifiziertem Material vermehrt worden. Ein Neuinfekt ist oft aufgrund fehlender Pathogene fast ausgeschlossen. Doch sollten die üblichen Vorsichtsmaßnahmen zum Veredeln und zum Schnitt nicht vergessen werden: Schnittwerkzeuge für jede Pflanze desinfizieren, Veredelungsmesser vor und nach jeder Veredelung. So können sich Viren und Bakterien nicht ausbreiten und wir erfreuen uns an gesunden Pflanzen. Dennoch ist ein solches Kapitel sehr wichtig, den es beleuchtet die Probleme in der Citruskultur und gibt Rückschlüsse auf neue Unterlagen zur Veredelung und verbesserten Kulturpraktiken. Daher ist ein solches Kapitel interessant und informativ. Es vertieft zusätzlich die Einblicke in die gewerbliche Kultur.

Beginnen wir mit den Bakteriellen Krankheiten:

Obstbaumkrebs

Diese Art der Erkrankung löst nach Infektion von Wunden eine starke Wucherung der kambialen Wachstumsschichten aus. Diese Wucherungen bilden große Knoten und Geschwülte, die zum Teil die Leitungsbahnen blockieren und so ganze Astpartien zum Absterben zwingen. In Plantagen werden solche Bäume ersetzt und die befallenen Pflanzen werden verbrannt. Dem Kübelgärtener kann nur empfohlen werden, die Geschwülste mit einem Sterilen Messer bis in gesundes Holz heraus zu schneiden, die Wunde zu desinfizieren und mit Wundverschluß zu versiegeln. Allerdings ist es nicht sicher, daß eine neue Wucherung damit unterbleibt.
Eine besondere Form dieser Erkrankung ist Citrus Canker ausgelöst durch das Bakterium Xanthomonas axonopodis. Die Infektion verursacht kleine, runde verkorkte Pusteln auf den Blättern und der Schale der Früchte.

Citrus Canker an einer Limette
Citrus Canker am Blatt einer Limette

Greening

Greening ist eine bakterielle Erkrankung in den subtropischen und tropischen Gebieten der Erde. Sie wird im kommerziellen Anbau mit Stamminjektionen von Antibiotikum in Form von Tetracyclinen behandelt. Die Symptome bilden einen Kümmerwuchs in den Blättern und rufen eine sehr helle Blattfärbung, ähnlich Zinkmangel hervor. Neuaustriebe sind nur spärlich und die Fruchtfärbung wird stark gehemmt,ebenso wie die Früchte kleiner bleiben und deren interne Qualität hoch geschädigt wird. In späten Stadien folgen Zweig und Aststerben. Greening ist im Kübel fast unbekannt, aber im Plantagenanbau für die Ernte eine gefürchtete Krankheit.
Eine sehr neue und vor allem sehr bedrohliche Form des Greenings ist das Huanglongbing, kurz HLB, genannt. Man geht inzwischen davon aus, daß die bekannte Form des Greenings nur eine Varietät des HLB Bakteriums, Candidatus Liberibacter spp., ist.

Huannglongbing Greening an einer Apfelsine
Huanglongbing Greening an einer Apfelsine

Bei den durch Viren ausgelösten Erkrankungen:

Cachexia (Xyloporose)

Früher, zum Teile heute noch, wird Cachexia als Xyloporose bezeichnet, weil man annahm, daß die Xyloporose an Limetten auch von Cachexia-Viren ausgelöst wurde. Dies konnte jedoch nicht bestätigt werden. Cachexia ruft je nach Art des Virus eine leichte bis schwere Wachstumsschädigung aus. Cachexia-Infektionen rufen unter der äußeren Rinde Taschen hervor, die mit Gummisaft gefüllt sind und sich von Tristeza dadurch unterscheiden, daß die Taschen und Gruben nicht scharf umrissen sind. Beulen der äußeren Gewebe passen exakt in die Gruben und Löcher in den inneren Schichten, so daß die äußere Rinde glatt erscheint. Wenn das Wachstum gehemmt wird, tritt oft eine leichte Chlorose im Laub auf. Wärme fördert die Symptome von Cachexia.

Citrus Exocortis Virus (CEV)

Citrus Exocortis Viren zählen zu den Viren, die an Poncirus trifoliata und deren Hybriden die meisten Schäden hervorrufen können. CEV stoppt an den meisten Bäumen in Befallstadium das Wachstum, oder schränkt es stark ein. CEV war die Ursache dafür, warum lange Zeit die Annahme herrschte, Poncirus trifoliata sei eine Unterlage mit Zwergwuchs. Dies wurde jedoch durch CEV ausgelöst. CEV verursacht zwar einen Zwergwuchs, zum Teil damit auch kleinere Früchte, aber selten hat CEV Baumsterben zur Folge. CEV ruft neben dem Kümmerwuchs in späteren Krankheitsstadien ein Rindenschälen an den befallenen Stellen, zumeist der Unterlage hervor. Die Rinde schält sich in senkrechten Streifen ab, jedoch im Gegensatz zu Phytophthora bleiben die Leitungsbahnen unbeeinflußt. Nur einige Edelreissorten sind durch CEV mit Blattsymptomen betroffen, so z.B. Zitronatzitrone, welche dann leichte Blattverkrüppelungen und eine Blattader-Chlorose zeigt. Zitronatzitrone wird daher als Indexpflanze verwendet.

Citrus Tristeza Virus (CTV)

Der wohl weitweit gefürchtetste Virus ist CTV, allgemein als Tristeza bekannt. CTV hat dazu geführt, das ganze Plantagen auf Pomeranze als Unterlage durch Bäume auf toleranten Unterlagen ersetzt werden mußten. In Spanien wurde der Einsatz von Pomeranze durch Bestimmungen vom Gesetz her für Orangen völlig untersagt. Auch heute noch sorgt CTV für Baumausfälle, weil in bestimmten Gebieten Pomeranze die einzige Unterlage ist, welche die kalk- und salzhaltigen Böden gut verträgt. Als Überträger kam früher infiziertes Edelreismaterial weitreichend zum Einsatz, was sogar dazu führt, daß ganze Gärtnereien schließen mußten, weil alle Pflanzen befallen waren. In allen Staaten gibt es inzwischen Richtlinien für Edelreismaterialien um einer weiteren Verbreitung und Verschleppung dieser Krankheit vorzubeugen. Dennoch gibt es immer wieder Grau- und Schwarzverbreitung von nicht lizenzierten und geprüften Edelreisern, was die Gefahr einer Verbreitung natürlich nicht bannen und ausschließen kann. Weitere Verbreitungswege ist die CTV-Verbreitung durch Insekten, hauptsächlich der braunen Citrusblattlaus, die zum Glück in unseren Breiten nicht vorkommt. Versuche mit einer Infektion des Edelreises mit schwachen CTV-Strängen, die den Baum zwar infizieren, aber kein Absterben verursachen sind erprobt worden, aber die Ergebnisse sind sehr fraglich. Einzig der Verwendung von toleranten und resistenten Unterlagen bietet Schutz, da keine Behandlung nach Befall Erfolg brachte. Dennoch gibt es Sorten, z.B. Limetten, die egal auf welcher Unterlage von CTV stark geschädigt werden und daher hauptsächlich in Gebieten ohne CTV angebaut werden sollten. Auch einige andere Citrussorten neigen dazu, mit CTV-Infekten unproduktiv zu werden, oder gar abzusterben. Durch das Absterben der CTV infizierten Unterlage, wie im Falle von Pomeranze, stirbt das Edelreis, da es von der Unterlage nicht mehr ernährt wird. Dies kann schleppend voranschreiten, oder aber sehr rasch, was sich in schlagartigen Laubverlusten, Chlorosen und Aststerben bemerkbar macht. Charakteristisch für das rasche absterben sind die am Baum verbleibenden notreifen Früchte. Die Symptome die CTV hervorruft sind ebenfalls sehr charakteristisch, doch eine eindeutige Bestimmung kann nur im Labor durch einen ELISA-Test vorgenommen werden. Die Symptome variieren zwar mit Kultursorte, Unterlage, Kulturbedingung und der CTV-Art, doch meist tritt zunächst eine Aufhellung der Blattadern ein. Die Blätter krümmen sich ein und werden stark chlorotisch (Gelbfärbung des Gewebes). Es folgt Blattfall und Absterben ganzer Partien. Es tritt kein weiteres Wachstum auf. Im Holz bilden sich kleine Gruben, die mit Gummisaft gefüllt sind und ein typisches Symptom darstellen. Dann beginnt sich die Rinde abzuschälen und durch diese Baumgürtelung stirbt der Baum schließlich. Bei Pomeranze sind diese Symptome ganz typisch und bei frühen Befallsstadien bildet sich ein dunkler Streifen an der Veredelungsstelle. Bei toleranten Unterlagen treten die Symptome nur im Edelreis auf und bei fortgeschrittenen Stadien treten kräftige Wasserschosse aus der Unterlage auf. Die Gummitaschen lassen die Rinde oft mit kleinen Pickeln übersät aussehen.

Sicherlich sind dies nicht alle Krankheiten, welche durch Viren oder Bakterien verursacht werden. Es gibt noch mehr, doch dies würde wie so vieles den Rahmen eines Buchers sprengen. Daher habe ich nur die Viren und Krankheiten aufgeführt, die zuvor als Kriterium zur Unterlagenselektion Einfluß gefunden haben, oder aber Einfluß auf die Fruchtqualität nehmen. Es git noch andere wie Psorose, Cristacortis, Tatter-Leaf and Citrange Stunt-Virus (TLCSV), Variegata Viren, Stubborn und andere, doch dies würde wirjklich zu ausführlich werden. Selbst zu CTV könnte man mühelos ein eigenes Kapitel anführen, doch für unsere Breiten, wo CTV nicht auftritt, wäre dies zuviel des Guten. Sollten Sie jedoch Interesse daran haben sich über weitere Krankheiten von Citrus zu informieren, habe ich im Anhang ein Literaturverzeichnis angeführt, worin auch Titel über typische Citrus Krankheitenbeinhaltet sind. Damit sollte es Ihnen, lieber Leser, leichter fallen den Umfang von Citrus-Krankheiten zu erkennen und sich damit zu entscheiden, ob dieses Wissen für Sie wirklich nötig ist. Denn ich kann wirklich immer nur darauf verweisen: In Kleinkulturen treten so gut wie keine Krankheiten auf, da die Pflege intensiver und genauer ist als bei Großplantagen. Sollten Sie dennoch Zweifel hegen, stehen Ihnen Fachleute gern Rat und Hilfe.

 

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